Dr. Werner Widmer, Direktor Stiftung Diakoniewerk Neumünster, und Heike Pollerhoff Huber, Betriebsleiterin Residenz Neumünster Park, Zollikerberg: Neue Geschäftsmodelle und alte neu denken |
Was ändert sich in den kommenden Jahren in der Umwelt des Pflegeheims? Welche neuen Ansprüche werden an das Pflegeheim gerichtet werden? Welche Herausforderungen stellen sich an die Führung des Pflegeheims? Was sind mögliche Strategien, um diese Herausforderungen zu meistern? Welche Stolpersteine gilt es zu meiden? Das Pflegeheim der Zukunft ist offen, ein Quartier- oder Dorfzentrum, das den medizinisch/pflegerischen, sozialen und spirituellen/existenziellen Bedürfnissen der alten Menschen entgegen kommt. Die Grenze zwischen Pflegeheim und Spitex wird dabei fliessend: Das Pflegeheim der Zukunft findet auch zu Hause statt. Bei allem strategischen Denken darf nicht vergessen gehen, dass das Pflegeheim im Alltag weiterhin operativ geführt werden muss. Schlussendlich sind die Zufriedenheit der Bewohner, der Angehörigen, der Mitarbeitenden sowie ein genügender EBITDA die massgebenden Faktoren. |
Beat Ringger, Geschäftsleitender Sekretär Denknetz Schweiz und Dr. Jérôme Cosandey, Directeur de recherche politique sociale, Avenir-Suisse: Gutes Alter und gute Pflege – wer kann das finanzieren? |
1. Vortrag: Seit mehreren Jahren beschäftigt sich eine Denknetz-Fachgruppe mit der Problematik der Langzeitpflege. In einer Wohlstandsgesellschaft ist es undenkbar, pflegebedürftige Menschen einfach ihrem Elend zu überlassen. Irgendwer wird Pflege, Betreuung und Alltagshilfe übernehmen – im schlimmsten Fall überforderte Angehörige oder schlecht bezahlte Care-Migrantinnen. Im besten Fall bilden gute öffentliche Dienste das Rückgrat, und die Angehörigen leisten so viel, wie sie mit ihren eigenen Lebensentwürfen vereinbaren können. Neben den Pflegeheimen braucht es dazu eine Vielfalt an Versorgungsangeboten, z.B. eine 24-Stunden-Sieben-Tage-Spitex, betreutes Wohnen, Entlastungsangebote für betreuende Angehörige. So wird es möglich, der individuellen Situation angepasste Lösungen zu finden. Dänemark oder der Kanton Waadt etwa gehen einen solchen Weg – mit gutem Erfolg. Am Ende des Tages sind solche Lösungen nicht teurer, aber besser. |
2. Vortrag: Die Alterung der Gesellschaft und die damit steigende Nachfrage nach Alterspflege stellt die öffentliche Hand vor soziale und finanzielle Herausforderungen. Avenir Suisse hat Organisation, Kosten und Finanzierung der Alterspflege für alle Kantone analysiert: Die Spitex- und Heimleistungen ergänzen sich. Ein einseitiger Ausbau der einen oder anderen Leistungserbringer wäre kontraproduktiv. Es braucht den Ansatz von „ambulant mit stationär“. Ein erhebliches Sparpotenzial von 1,9 Milliarden Franken könnte erreicht werden, wenn die gesamte Organisation der Alterspflege in allen Kantonen mindestens so effizient wäre wie der Schweizer Durchschnitt. Hier gilt es „das Richtige, richtig zu tun“. Bei der Finanzierung von Pflegeleistungen sollten sich die Beiträge des Staates nicht an den Kosten, sondern an den erbrachten Leistungen orientieren. Avenir Suisse plädiert zudem für ein obligatorisches individuelles Pflegekapital. Ein solches System wäre ein Anreiz für den schonenden Umgang mit Ressourcen und eine generationengerechte Finanzierung der Alterspflege. |
Prof. Thomas Klie Institutsleiter AGP Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg: Die globalisierte Fachkraft |
Fachkräfte in den Gesundheitsberufen sind schon heute, aber erst recht morgen Mangelware. Was braucht es, damit junge Menschen für Berufe gewonnen werden können, die sich professioneller Verdienste am Menschen verschreiben? Die Attraktivität des Berufsfeldes, anspruchsvolle Personalentwicklungs- und -gewinnungskonzepte gehören mit Sicherheit dazu. Gilt dies auch für transnationale Pflegekräfte? Nach WHO-Kriterien darf eine aktive Anwerbung nur aus drei Ländern erfolgen. In Nord- und Mitteleuropa sowie in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern fehlen Gesundheitsfachberufe. Können Berufsabschlüsse anerkannt werden? Welche Rolle kann Geflüchteten bei der Suche nach geeigneten Fachkräften zukommen? Wie gelingt deren Integration? Soll auch auf Gesundheitsfachberufe aus Fernost gesetzt werden? Auf diese und andere Fragen werden während des Wahlreferats eingegangen. |
Prof. Sabine Hahn, Leiterin Disziplin Pflege, Leiterin angewandte Forschung und Entwicklung / Dienstleistung Pflege, Berner Fachhochschule und Dr. Franziska Zuniga, PostDoc und wissenschaftliche Mitarbeiterin, Pflegewissenschaft – Nursing Science, Universität Basel und Marianne Geiser, CURAVIVA Schweiz et al. und Christophe Bugnon, Schauspieler und Autor: Leben, Lebensqualität und Arbeit – ein Widerspruch? |
Vortrag 1: Alters- und Pflegeinstitutionen sind stark gefordert, um bei zunehmender Pflegekomplexität und -bedürftigkeit älterer Menschen und Mangel an professionellen Pflegekräften eine gute Dienstleistungsqualität zu erbringen. Qualität in APHs wird oft mit den beiden Dimensionen Pflege- und Lebensqualität konzeptualisiert. Während die erste sich auf klinische Ergebnisse (z.B. sturzbedingte Verletzungen) konzentriert, umfasst die zweite Themen wie Wohlbefinden, Autonomie, soziale Beziehungen und bedeutsame Aktivierungen. Es werden Resultate aus der SHURP-Studie (Swiss Nursing Homes Human Resources Project) und der mit SHURP verbundenen RESPONS-Studie (Residents‘ Perspectives of Living in Nursing Homes in Switzerland) vorgestellt zu Aspekten wie Pflege- und Lebensqualität. Es wurden über 5000 Pflegende aus 162 APHs, resp. 1000 Bewohnerinnen und Bewohner aus 51 APHs befragt. Die Resultate bezeugen den Schweizer APHs eine hohe Qualität mit Verbesserungspotenzial in Themen wie Aggression, Schmerz oder personenzentrierte Pflege. |
Vortrag 2: Leben und arbeiten, wie geht das zusammen? Welche Möglichkeiten bestehen, Mitarbeitende in Altersinstitutionen möglichst gesund, zufrieden und langfristig im Berufsleben zu halten? Wie können lebensphasenspezifische Arbeitsbedingungen geschaffen werden? Der zweisprachige Schauspieler, Komödiant und Schriftsteller Christophe Bugnon bringt die wichtigsten Schlüsselfragen szenisch auf den Punkt. Es geht um Themen wie „Lässt sich Dienstplanung zugunsten von mehr Regenerationszeit ohne stark erhöhten Aufwand optimieren?“ oder „Wie können Ausfalltage reduziert werden und wie gelingt nachhaltiges Absenzenmanagement?“ oder „Welche konkreten und umsetzbaren Massnahmen unterstützen und ermöglichen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?“ Nach dieser spielerischen Auseinandersetzung mit den komplexen Führungs- und Haltungsfragen wird aufgezeigt, wo praktische und konkrete Informationen, Instrumente und Vorlagen gefunden werden können, um lebensphasenspezifische Arbeitsbedingungen für wertvolle Mitarbeitende zu schaffen. Theatralischer Input: Christophe Bugnon Projektleitung: Marianne Geiser, CURAVIVA Schweiz Autor/innen Teilprojekte: Marlies Keist, Heidi Johann, Jean-Marc Fonjallaz, Françoise Christ |