Gazette März 2020 | CURAVIVA Schweiz

Bildung gazette  |  März 2020  |  15 Porträt muss entschleunigen und viel beobachten.» In diesem Bereich ist momentan einiges los: Ende Januar er- schien in der «Schweizer Familie» ein mehrseitiger Artikel zum Thema «Body positivity», illustriert mit Zeichnungen von Samantha Treyer. In anderen Maga- zinen folgen demnächst weitere Werke. Darüber hin- aus ist die Zürcherin als Fotografinunterwegs.Letzthin hat sie beispielsweise an einem Event für ein Start-up Bilder gemacht. «Das ist mit dem Filmen verwandt, ergänzt diese Tätigkeit.» Indes mache Fotografieren nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit aus. Masterarbeit im Nordirak «Kunst ist meine Sprache. Damit will ich mich ausdrü- cken», sagt sie. «Gerne teile ich diese Leidenschaft. Darum habe ich den Lehrberuf gewählt.» Demnächst tritt sie in einer psychiatrischen Klinik ein kleines Pensum als Gestaltungslehrerin an. Das Unterrichten von Menschen mit erschwertem Zugang zu Bildung liegt ihr am Herzen. Mit einem erschwerten Zugang kämpfen auch die jungen Frauen, mit denen sie sich im Rahmen ihrer Masterarbeit für die pädagogische Hochschule be- fasste. Im Zentrum stand die Frage, ob biografische Arbeit in Kombination mit der Gestaltung identitäts- stiftend sei. Arbeit also, die sich mit einer strukturier- ten Form zur Selbstreflexion in einemprofessionellen Setting befasst. «Ich wollte sie mit Jugendlichen ma- chen, die in einer doppelten Identitätskrise stecken»: kurdische und syrische Teenager auf der Flucht – kon- frontiert mit demHeimatverlust und demErwachsen- werden. Für dieses hochgesteckte Ziel reiste sie in den Nordirak und arbeitete während zwei Wochen mit jungen Frauen. Im Vordergrund stand die Stärkung ihrer Identitäten. Dazu eigne sich künstlerisches Schaffen, so Treyers Befund. Geprägt war es vom inter- kulturellen Dialog, von divergierenden Geschlechter- rollen und Schönheitsbildern. Pfade kommen zusammen Ob Nordirak oder Zürcher Trendquartier, ob psychia­ trische Klinik oder hfg, ob Kulturschaffende oder Lehr- person: Sie ist in verschiedenen Welten unterwegs. Nicht immer hat sich ihre bisherige Reise so entwi- ckelt, wie sie es sich als 18-Jährige vorstellte. So zeigte unter anderem ihre Forschungsarbeit, dass sich die verschiedenen Pfade plötzlich kreuzen oder vereinen können. Kunst und Soziales gehen in ihrem Leben Hand in Hand, werden bisweilen zur Einheit. «Wer weiss, wo es mich noch hinträgt», sagt Samantha Treyer. Wer weiss? Vielleicht wird es ja irgendwann doch noch etwas mit dem Hilfswerk. Text: David Koller Foto: Ricardo Colacurcio

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