Gazette September 2019 | CURAVIVA Schweiz

Bildung gazette  |  September 2019  |  3 Unser Thema > Fortsetzung von Seite 1 Selbstsicherheit gewonnen ImSommer 2018 hat Tiziana Ferretti (Jg. 1970) aus Luzern ihre Lehre als Fachperson Be­ treuung, Fachrichtung Betag­ te, abgeschlossen. Dadurch sei sie bei der Arbeit selbst­ sicherer geworden. «Ich bin jetzt eine Fachperson. Ich weiss, wovon ich rede.» Zu­ dem könne sie dank der Aus­ bildung andere Aufgaben übernehmen. Persönlich sei sie ebenfalls weiterge­ kommen. Denn sie könne sagen: «Ich habe eine Lehre absolviert, während meine Kinder in der Pubertät wa­ ren. Zu unterschätzen ist das nicht.» Ursprünglich hat sie das KV absolviert.Mehrere Jahre arbeitete sie in diesemBeruf. Dazwischen unternahm sie wiederholt längere Reisen.Mit 24 kam sie erstmals mit ihrem heutigen Beruf in Kontakt: «Ein Jahr lang arbeitete ich als Pflegeassistentin imPflegeheimEich­ hof Luzern.» Diese Stelle hatte sie nach der Rückkehr aus dem Ausland angetreten. «Von da an wusste ich: Irgendwann werde ich eine Ausbildung im Bereich Betreuung absolvieren.» Vorerst aber gründete sie eine Familie – heute sind ihre Söhne 16 und 18 Jahre alt. Den Wunsch mit der Ausbildung behielt sie stets imHinterkopf. Mal war er intensiver, mal weniger. Ausbildung mit dem Sohn begonnen Am 1. Juli 2004 trat sie ihre heutige Stelle bei «Der rote Faden» an. Die Luzerner Stiftung arbeitet für und mit Menschen mit Demenz sowie ihren Angehörigen. Gründerin Maria Koch hatte Tiziana Ferretti während der gemeinsamen Zeit im Eichhof kennengelernt. Die Chefin kannte den Wunsch der neuen Mitarbeiterin und wusste, die Zeit dazu muss reif sein. «Sie sagte mir: ‹Melde dich, wenn es so weit ist.›» 2014 war die Zeit reif. «Meine Kinder waren alt genug, mein Mann unterstützte das Vorhaben.» Tiziana Fer­ retti wagte den Schritt: Ausbildungsstart im Sommer 2016. «Zu diesem Zeitpunkt begann auchmein älterer Sohn seine Lehre als Polymechaniker.» Mutter und Filius wurden gleichzeitig zu Stiften. Die Schulbank drückte Tiziana Ferretti in Sursee, «in einer super Klas­ se». Der Älteste hatte Jahrgang 1962, der Jüngste 1996. Der Altersschnitt lag bei 37 Jahren. «Unsere unter­ schiedlichen Biografien haben sich perfekt ergänzt.» Tiziana Ferretti absolvierte die verkürzte Lehre. «Wer diese Ausbildung antritt, hat schon etwas erlebt», sagt sie. «Man ist gesetzter, teamfähiger und empathi­ scher.» Ihre Lebenserfahrung bringe Lernende in Aus­ bildung und Beruf vorwärts. Auch die Dauer sei ein Vorteil: «Zwei Jahre sind überschaubar. Stets hat man das Ziel vor Augen.» Liegt demnach eine goldene Zeit hinter ihr? Nicht ganz: «Wieder lernen zumüssen,war eine grosse Umstellung.» Überdies sei sie im letzten Halbjahr an ihre Grenzen gestossen – die Vorberei­ tung auf die Lehrabschlussprüfung (LAP). «Manchmal habe ich mich gefragt: Jesses! Wie soll ich das alles in den Kopf bringen?» Anderen aus der Klasse sei es ähnlich gegangen. «Wir haben graue Haare gekriegt und einige Kilo abgenommen.» Tempi passati.Tiziana Ferretti würde es wieder tun. Sie hat den richtigen Zeitpunkt abgewartet, «dann bin ich ausgebrochen». Mit der Unterstützung des gesamten Umfelds: zu Hause, bei der Arbeit und in der Berufsschule. Lorem ipsum

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