Gazette Dezember 2019 | CURAVIVA Bildung

Bildung gazette  |  Dezember 2019  |  15 Porträt Frühe Pädagogik nicht «unterbuttern» lassen Das Vorantreiben adäquater Ausbildungsangebote war nur eine Baustelle von vielen, auf denen sich Grob exponierte. Als mit dem Berufsbildungsgesetz 2006 Beschäftigungenwie Pflege und Betreuung berufliche Anerkennung fanden, sollten diese irgendwie ins Ras- ter der Berufe eingefügt werden. Das habe zu bitter- bösen Auseinandersetzungen geführt, die viel Energie gefordert hätten. «Ich wollte die frühe Pädagogik nicht einfach unterbuttern lassen», sagt sie sehr be- stimmt. Sie habe sich dafür eingesetzt, dass die Fach- bereiche «frühe Kindheit», «Behinderung» und «Alter» nicht zusammengeworfenworden seien. «DieWindel ist die einzige Komponente, die alle drei Ausrichtun- gen verbindet», sagt Grob. Noch heute kann sie sich über diese Undifferenziertheit ärgern. Sie verteidigte die frühe Pädagogik nicht nur als eigenen Bereich. Die- sen auf HF-Niveau zu heben, war Grob ein zusätzli- ches Anliegen. Beim damaligen Leiter der Höheren Fachschulen von CURAVIVA, Eusebius Spescha, stiess sie 2010 auf offene Ohren: Der Aufbau der Höheren Fachschule für Kindererziehung (hfk) in Zug wurde in Angriff genommen, was sich bis heute bewährt hat. «Über den Tellerrand hinausschauen» In der Schweiz sieht sie im Hinblick auf die frühe Pä- dagogik noch immer Potenzial. «Es ist wichtig, nicht in der eigenen Suppe zu ertrinken, sondern auch über denTellerrand hinauszuschauen»,sagt sie verschmitzt. Trotzdem kommt der Ernst ihrer Aussage an. Der Ver- gleichmit anderen Ländern sei wichtig, in der Schweiz sei manchmal bereits der Schritt in die Romandie zu weit. Die Ausbildung auf Tertiärstufe zu ermöglichen, ist in Grobs Augen noch immer der richtige Weg. «Wenn Gruppenleitungen eine solche Ausbildung ab- solvieren, hebt das die Professionalität der ganzen Einrichtung», ist sie überzeugt. Unverändert kritisch steht sie dem verbreiteten Einsatz von Vorpraktikan- ten und Vorpraktikantinnen gegenüber. Seien nur 50 Prozent der Angestellten eines Betriebes ausgebil- det,müsseman sich nicht wundern,wenn dieser nicht ernst genommen werde, fasst sie ihre Bedenken zu- sammen. Das sind Überzeugungen, die Grob über Jahre entwi- ckelt und erarbeitet hat. Die Ausschreibung für den Aufbau der Geschäftsstelle des Krippenverbandes liegt nun 30 Jahre zurück. «Es kostet mich nur eine Briefmarke, mich zu bewerben», habe sie damals ge- dacht. Eine Briefmarke also, die die Professionalisie- rung eines ganzen Berufsstandes geebnet hat? Natür- lich nicht, denn mit einer erfolgreichen Bewerbung professionalisierte sich der Bereich der frühen Kind- heit nicht von selbst. Hier hat Ulla Grob-Menges Pio- nierarbeit geleistet und sich einen Namen gemacht. Susanna Valentin

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