Gazette September 2019 | CURAVIVA Schweiz

Bildung gazette  |  September 2019  |  5 Vom Pfarreisekretariat zur Gemeindeanimation Von Courage mag Susanne Widmer (Jg. 1970) aus Ba­ den-Rütihof nicht reden. «Mein Umfeld hat zwar ge­ sagt, mein Schritt sei mutig. Ich habe es nie so gesehen.» Vielmehr sei es ein «Ent­ scheid des Herzens» gewe­ sen. Seit August 2018 absol­ viert Susanne Widmer in Luzern die vierjährige Ausbildung zur Gemeindeani­ matorin HF. «Das Studium wirkt wie ein Ener­ gieschub», sagt sie. «Ich komme mir vor wie ein Schwamm, der alles aufsaugt.» Auch sie hat ihre Laufbahnmit demKV begonnen.Mit ihrem Mann ging sie später auf Weltreise, anschlies­ send wuchs eine Familie heran – heute sind die drei Kinder erwachsen. Sechs Jahre widmete sich Susanne Widmer voll der Familie, um danach wieder einen Bü­ rojob anzunehmen: In einem 20-Prozent-Pensum lei­ tete sie das Pfarreisekretariat ihres Wohnortes. Zentral in ihrem Leben ist die Freiwilligenarbeit. Als Jugendliche war sie im Blauring tätig. «Noch mit klei­ nen Kindern habe ich wieder angefangen, mich im Dorf zu engagieren.» Rund 30 Jahre Freiwilligenarbeit kamen zusammen. Auch das En­ gagement als Pfarreisekretärin war von Dauer: 18 Jahre. Dabei bot sich unter anderem Gelegenheit für Ge­ meinwesenarbeit. «Denn die Gestal­ tung und Organisation des Pfarrei­ lebens gehörte zum Job.» Neuaufstellung der Familiensituation «Gemeindeanimation. Genau mei­ nes!» Das war die Erkenntnis einer spontanen Laufbahnberatung. Ob­ wohl sie – unbewusst – schon in die­ sem Bereich arbeitete, wäre sie vor­ her nicht darauf gekommen, eine entsprechende Ausbildung zu absol­ vieren. Von der Idee bis zur Umset­ zung verstrichen zwei Jahre. «Bereits dieser Prozess erfüllte mich mit Energie und Vorfreu­ de.» Verbunden mit dem Studium ist eine neue Stelle: Seit dem 1. August 2018 arbeitet SusanneWidmer als Gemeindeanimatorin bei der reformierten Kirche in Baden. Der Ausbildungsplatz wurde eigens für sie ge­ schaffen. «Ich leiste sozusagen Pionierarbeit.» Ihr Umfeld habe sie von Anfang an unterstützt. «Man kann so etwas nur machen, wenn einem jemand den Rücken freihält.» Friktionen gab es gleichwohl. «Es war eine Neuaufstellung der Familiensituation.» Aufga­ ben und Verantwortlichkeiten mussten geregelt wer­ den. «Wir mussten uns zuerst einspielen.» In der Schule habe sie erwartet, mit Abstand die Äl­ teste der Klasse zu sein. Dem ist nicht so, auf der Se­ nioritätsliste belegt sie nur Platz zwei. «Die meisten Studierenden sind um die 30, in meinem Altersseg­ ment sind wir zu dritt.» Man bewege sich auf Augen­ höhe, «alle bringen ihre Ressourcen ein und profitie­ ren voneinander». Sie selber habe viel praktisches Wissen im Rucksack. «Nun wird es mit Theorie unter­ mauert.» Schattenseiten? Über Zeitmangel beklagt sich Susan­ ne Widmer nicht. «Früher habe ich viel Freiwilligenar­ beit geleistet. Heute setze ich das für Beruf und Stu­ dium ein.» Die vier Blockwochen indes seien streng gewesen. Dazu kommt die Anfahrt nach Luzern. Von Tür zu Tür sind es zwei Stunden. Doch selbst dem ge­ winnt sie etwas Positives ab: «Pendeln ist für mich eine neue Erfahrung. Nun erhalte ich Einblick in die­ sen Sozialraum.» Auch das ist für sie eine Bereiche­ rung, auch hier saugt sie Neues auf wie ein Schwamm. David Koller Unser Thema Lorem ipsum

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