Gazette September 2019 | CURAVIVA Schweiz

Bildung gazette  |  September 2019  |  15 Porträt Sturm nach elf Jahren Sommerau. Er habe sich bei­ spielsweise daran gewöhnenmüssen, «dass einemdie Menschen hier sehr nahekommen». Und auch daran, dass Sozialpädagoginnen und -pädagogen anders ti­ cken als Banker. «Sie wollen verstehen und hinter ei­ nem Entscheid stehen können. Sonst leben sie ihn nicht.» Für Pädagoginnen und Pädagogen stehe das Kindeswohl an erster Stelle. «Doch unsere Institution muss gegen die Konkurrenz bestehen,wir müssen uns verkaufen in einer Zeit, wo Inklusion ein grosses The­ ma ist und Heime um Auslastung kämpfen.» Konflik­ te sind vorprogrammiert. Dauerthema: der Personal­ schlüssel. «Ich verstehe die Argumente, dass wir die Kinder mit mehr Personal noch besser fördern könn­ ten. Andererseits kostet ein Platz bei uns jährlich 180000 Franken. Dass der Steuerzahler überhaupt bereit ist, so viel Geld auszugeben, ist doch eigentlich erstaunlich.» Von fleissig bis faul Daniel Sturm arbeitet viel und er verlangt von sich selbst Leistung. Nebst seiner Arbeit in der Sommerau amtet er als Präsident der Fachvereinigung stationäre Kinder- und Jugendeinrichtungen Baselland, Vizeprä­ sident der Sozialhilfebehörde seiner Wohngemeinde, Vorstandsmitglied im Verband Soziale Unternehmen beider Basel, er unterrichtet bei CURAVIVA als neben­ amtlicher Lehrbeauftragter Betriebswirtschaft, absol­ viert aktuell das SVEB-Zertifikat als Kursleiter Erwach­ senenbildung und hat einige weitere Projekte am Laufen. «Doch, ich kann auch faul sein», beantwortet er die Frage, ob er immer so energievoll sei. Auf dem Liegestuhl liegen, gut essen, schönwohnen, irgendwo auf einem Hügel den Sonnenuntergang betrachten, das geniesse er. Und es habe in seinem Leben auch Zeiten gegeben, wo ihm die Energie abhandengekom­ men sei. Nach 14 Ehejahren liessen er und seine Frau sich scheiden. «Wir haben der Beziehung zu wenig Sorge getragen. Ich habe mich zu fest in den Beruf verbissen, war mit mir selber beschäftigt.» IhreWege trennten sich. «Doch wir blieben in Kontakt und merk­ ten, dass uns noch immer viel verbindet.» Das führte sie wieder zusammen, und diesen Sommer, genau an ihrem zwanzigsten Hochzeitstag, haben sie ein zwei­ tes Mal geheiratet. Daniel Sturm ist ein Mensch mit überraschenden Sei­ ten – sowohl in seiner Berufslaufbahn als auch in der Liebe. Oder wie bereits am Anfang gesagt:Wer ihn in eine Schublade stecken will, scheitert. Astrid Bossert Meier «Ich musste mich daran gewöhnen, dass einem die Menschen hier sehr nahekommen.»

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