Gazette September 2019 | CURAVIVA Schweiz
Bildung gazette | September 2019 | 13 Reportage lich bewältigt der 32-Jährige seinen Arbeitsweg von Wetzikon nach Fehraltorf mit den öffentlichen Ver kehrsmitteln. Er ist nicht der Einzige, der ein grösseres Arbeitspensum ausfüllt. «Wer hier arbeiten möchte, muss zu 60 Prozent einsatzbereit sein», sagt Fasching dazu, die Gärtnerei sei ein Arbeitsangebot für Men schen, die nahe am ersten Arbeitsmarkt seien. «Wir sind zwar Teil der Stiftung für Ganzheitliche Betreu ung, treten aber als eigenständiger Arbeitgeber auf», führt er weiter aus. Die Stiftung ist auch nicht im Logo aufgeführt, nichts deutet auf die Zusammengehörig keit hin. EineMassnahme, die Stigmatisierung verhin dern soll. Ausserdem könne hier so auch dem Norma litätsprinzip Rechnung getragen werden. S.Z. rüstet weiter, nebenan laufen Vorbereitungen für den Wo chenmarkt und den Hofladen. Teamleiter Jashari nimmt die fertig geschnittenen Sprossen entgegen. Er ist der Gärtnerei seit 23 Jahren als Fachmitarbeiter treu. Die grösste Herausforderung sei es, bei Schwie rigkeiten im Gruppengefüge zu vermitteln. «Aber ich merke, dass hier alle ohne Spannungen arbeiten möchten», erzählt er. Auf Lösungsvorschläge werde meistens eingegangen. Die offene Kommunikation, die hier auf Leitungsebene gelebt werde, übertrage sich auf die Mitarbeitenden der geschützten Arbeits plätze, ist er überzeugt. «Wir leben hier eine Fehler kultur», sagt auch Fasching, «Fehler dürfen passieren, damit etwas gelernt wird.» Damit die Arbeit unter den Fachpersonen reflektiert werden kann,werden die Zie le der Mitarbeitenden der geschützten Arbeitsplätze offengelegt und gemeinsam diskutiert. Auch Weiter bildungen sind dem Gesamtleiter ein Anliegen. Er Gesamtleiter Daniel Fasching bemüht sich um ein positives Arbeits- klima. Teamleiter Haziz Jashari (links) schätzt die offene Kommunikation im Portulac. selbst hat bei CURAVIVA die Ausbildung zum Institu tionsleiter absolviert und schätzt auch den dadurch entstandenen Austausch über die eigene Einrichtung hinweg. Offen für Neues Im Gewächshaus ist es unterdessen beinahe wärmer als in der warmen Sommersonne. DieMitarbeitenden knien im Neuseeländer Spinat, der heute geerntet werden soll. Jeannine Riedl begleitet sie dabei und packt gleich selber mit an. «Ich arbeite sehr gern in der Gärtnerei, aber die Kombination in der Arbeit mit Menschen macht es für mich aus», erklärt die Quer einsteigerin. Seit drei Monaten ist sie als Fachmitar beiterin imTeamder Gemüsegärtnerei tätig. Auch die nachhaltige Haltung der Institution entspricht der 41-Jährigen sehr. «Unter Bio geht bei mir gar nichts», sagt sie und lacht. Vorher habe sie im Engadin auf ei nemDemeter-Betrieb gearbeitet. Die Selbständigkeit, die sie bei ihrer früheren Arbeitsstelle sehr geschätzt habe, findet sie hier im Portulac in der Offenheit für neue und innovative Ideen. Zurzeit werden Kurkuma und Ingwer angebaut, ein Versuch. Bewährt er sich, werden die Produkte ins Angebot aufgenommen. Durch schön angelegte Beete und Blumen hier und da führt der Weg zurück zum Hauptgebäude. «Wir sind überzeugt, dass eine schöne Umgebung das Innere der Leute hier unterstützt», erklärt Daniel Fasching, «deshalb achten wir darauf.» Die Stimmung rundum gibt ihm Recht. Susanna Valentin
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