Gazette September 2019 | CURAVIVA Schweiz
10 | Bildung gazette | September 2019 1000 Franken pro Jahr. «Für uns ist das viel Geld», sagt Andrea Kasper, Absolventin der Höheren Fachschule für Gemeindeanimation hfg. Sie und ihre Mitstudie renden sind neuerdings von einer Ungleichbehand lung betroffen: Im Gegensatz zu anderen HF-Ausbil dungen wurden ihre Gebühren für die Schuljahre 2019/20 und 2020/21 um 1000 Franken auf 4900 er höht. Das schmerzt. «Wir arbeiten in einem 50- bis 60-Prozent-Pensummit Ausbildungslohn.Viele leben am Rand des Existenzminimums.» Rückendeckung erhalten die Betroffenen vom Schul leiter der hfg,Peter Zumbühl:«Eine Tariferhöhung um 25 Prozent während der Ausbildung ist für sie nicht verständlich und kaum zu tragen.» Erfreulicherweise hätten viele Arbeitgeber übergangsweise einen Teil der Kosten übernommen. «Weil sie Studierende und Ausbildung unterstützen wollen.» Ausbildung bekannter machen «Gemeindeanimation HF» ist ein relativ neuer Studi engang. Andrea Kasper führt die nun auftretende Un gleichbehandlung insbesondere auf denmangelnden Bekanntheitsgrad des Berufs zurück. Um das zu än dern, greifen Studierende nun unter anderemauf ihre beruflichen Netzwerke zurück, ferner auf soziale Me dien. Auf Instagram beispielsweise informieren sie mit dem Account @Gemeindeanimation über die Bandbreite ihres Tätigkeitsfelds. Ferner engagieren sie sich auf politischer Ebene und schreiben Sozial- und Bildungsdirektoren sowie Personen an, die auf die Ent scheidung Einfluss nehmen können. Auch CURAVIVA ist es wichtig, dass die Ausbildung den ihr zustehen den Stellenwert erhält. Peter Zumbühl: «Sie deckt zwar heute nicht das Kerngeschäft des Verbands ab, stärkt dieMitgliederinstitutionen aber für zukünftige Herausforderungen, etwa in der Sozialraumarbeit.» Gretchenfrage: Erhöhtes öffentliches Interesse Wie aber kamdie Ungleichbehandlung zustande? Die Wohnsitzkantone beteiligen sich an der Finanzierung der Höheren Fachschulen. Alle zwei Jahre setzt die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) deren Beitrag fest; sie tut dies auf Antrag der Sozialdirektoren. Se hen diese ein «erhöhtes öffentliches Interesse», kann die EDK den Mitfinanzierungsgrad über die üblichen 50 Prozent anheben. Die anderen HF-Bildungsgänge in sozialen Berufen haben das Prädikat erhalten: «Kin dererziehung», «Sozialpädagogik» und «sozialpäda gogische Werkstattleitung» werden mit 90 Prozent finanziert. HF Gemeindeanimation hingegen muss sich mit 50 Prozent begnügen. Hinzu kommt eine Herabsetzung der Standardausbil dungskosten: Die EDK hat diese von bisher 22 000 Fran ken auf 14000 reduziert. Einen Teil der Differenz deckt CURAVIVA für einen begrenzten Zeitraum mit Mit teln aus einem Fonds. Gleichwohl müssen Studieren de tiefer in die Tasche greifen. Zu Unrecht, finden sie. Denn das erhöhte öffentliche Interesse sei gegeben. «Wir arbeiten für das Gemeinwesen und stärken das gesellschaftliche Zusammenleben», sagt Andrea Kas per. Dieses Engagement erfolge generationenüber greifend, in Gemeinden und Stadtquartieren. Die Quintessenz: «Wir müssen aufzeigen, wie wichtig die se Tätigkeit ist.» Damit die Ungleichbehandlung spä testens bei der nächsten Beurteilung aus der Welt geschafft ist. David Koller Die Kantonsbeiträge an die Ausbildung «HF Gemeindeanimation» werden reduziert. Dadurch steigen die Gebühren erheblich. Für Studierende ist das kaum tragbar. Studierende wehren sich gegen Ungleichbehandlung «Wir müssen aufzeigen, wie wichtig diese Tätigkeit ist.» Andrea Kasper, Absolventin hfg © by Carlo Schrodt (pixelio.de )
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