Gazette März 2020 | CURAVIVA Schweiz
Bildung gazette | März 2020 | 13 Reportage «Lapurla – Kinder folgen ihrer Neu- gier» ist eine nationale Initiative des Migros-Kulturprozents und der Hoch- schule der Künste Bern HKB. Sie leistet einen Beitrag zur frühkindlichen Bil- dung und zur sozialen und kulturellen Teilhabe. Indem Kinderbetreuungs- und Kulturinstitutionen gemeinsam Angebote für Kleinkinder entwickeln, ermöglichen sie es den Jüngsten unserer Gesellschaft, spielerisch ihre Kreativität zu entfalten. Die Initiative unterstützt die Annahme, dass Kultur schon bei Kindern ab Geburt bis zur Ein schulung die Persönlichkeit stärkt. Der Verein PRIMA ist Initiant des Thea- terfestivals für die Jüngsten. PRIMA ist zugleich mit «Prima Holz» eines von mehreren Modellprojekten der Pilotphase 2018–2020 von Lapurla. Der Verein hat das Theater «Icilà – Hier- da» im Rahmen des PRIMA-Festivals in Bern vor das bis maximal dreijährige Publikum gebracht. www.lapurla.ch Langsam leert sich das «Schlachthaus». Die Buggys und Kinderwagen werden wieder bestiegen und mit der Energie von Vätern und Müttern betrieben. Auch die Eineinhalbjährige setzt sich gut eingepackt in ihren Wagen. Das Wetter ist zwar noch nicht besser, aber Maude um eine Erfahrung reicher. Susanna Valentin Atemgeräusch auf. Dieses wird lauter, lebendiger, be- kommt rhythmische Farbe und schwingt durch den Raum. Weit geöffnete Kinderaugen ruhen auf dem Künstler. Ein Kind kreischt, Sicat nimmt den Ton auf. Ein Ablauf entsteht, den er gehend und sitzend wei- terspinnt. Einmal dreht er sich auf demBoden liegend imKreis, dann setzt er sich in den Kreis und interagiert mit dem Kind nebenan. Der Raum, macht es den An- schein, ist mit Staunen gefüllt. Klänge entstehen, oder sind es eher Geräusche? Es sind die Laute von Kleinkindern, die im Kellergewölbe schwirren. Ein paar Kinder wirken absolut tiefenent- spannt, wie sie da auf den Beinen ihrer Mütter und Väter liegen. Andere wirken angeregt. Auch Maude steht auf und betrachtet das Geschehen von der Mit- te des Kreises aus. Schaut, kriecht dannwieder auf den Schoss ihrer Mutter zurück, um von Neuem zu erfor- schen,was dieser Mann imgestreiften Oberteil macht in diesem unterirdischen Raum. Nach rund einer hal- ben Stunde verklingt der letzte Ton. Es bleibt still. Als ob sie wieder erwachen würden, kommt Bewegung in die Körper der liegenden Kleinkinder. Maude sitzt nah bei ihrer Mutter. Niemand imRaumhat das Bedürfnis, schnell aufzustehen. Ein Kunsterlebnis reicher Nach einer Weile stapfen Maude und ihre Mutter die Treppe hoch ans Tageslicht. Sie wirken zufrieden. Géraldine Bösch hat das Erlebnis mit ihrer Tochter ge- nossen. «Ich fand es schön, dass Geräusche, die die Kinder selbst produzierten, aufgenommen wurden», sagt sie, «oder dann waren es Laute, die die Kinder auch nachahmen konnten.» Was die Vorstellung bei Maude bewirkt habe, sei schwer zu sagen. Sie habe sich aber ganz klar entspannt und gleichzeitig inter- essiert gezeigt. Das Erlebnis wertet die junge Theater- wissenschaftlerin also durchweg positiv. «Es ist schön, auf dieseWeise auch den eigenen Kindern das Theater näher zu bringen», fasst sie zusammen. «Der Rahmen wurde wirklich für Kleinkinder gestaltet.» i
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