Gazette März 2020 | CURAVIVA Schweiz

10  |  Bildung gazette  |  März 2020 «Kinder entdecken die Welt. Angespornt von ihrer Neugier. Aufmerksam begleitet von uns.» Das ist eine zentrale Aussage im Orientierungsrahmen für früh- kindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz. Auch die Reggio Pädagogik, welche in den 1970er-Jahren in der Stadt Reggio Emilia entwickelt wurde, vertritt das Bild des kompetenten Kindes, das seine Entwicklung selbst aktiv voranbringt und die Welt eigenständig erforscht. Man geht davon aus, dass alle Kinder von Geburt an kreatives Potenzial be- sitzen. Auf vielfältige und individuelleWeise erfahren und interpretieren Kinder dieWelt und stellen sie dar. Man spricht darum von hundert Sprachen, die den Kindern eigen sind und mit denen sie sich die Welt aneignen.Man betrachtet sie als Entdeckerinnen und Entdecker, Forscherinnen und Forscher, Künstlerinnen und Künstler. Den eigenen Forschungsdrang erfahren Die kindliche Neugierde ist angeboren, wie die Neu- robiologie heute zeigt. Damit die Kinder ihr folgen können, sind sie auf eine räumliche Umgebung und auf ungestörte Zeit für ihre Erkundungen angewiesen. Im Alltag mit Kindern ist das nicht immer einfach. Doch es ist wichtig, dass Menschen, die beruflich mit Kindern arbeiten, das Verständnis für die Bildungs- und Lernprozesse der Kinder mitbringen und sie darin unterstützen. Eigentlich müssten dar- um Erziehende selbst nochmals die kindliche Neugierde erleben kön- nen. Sie sollten erfahren, wie man neuem Wissen auf der Spur ist. Siemüss- ten merken, wie man durch Fragen stellen, Hy- pothesen bilden oder das gemeinsame Entwickeln von Ideen zu Antworten kommt. Anders gesagt: Erziehende sollten selbst eine forschende Haltung entwickeln. Und dies nicht nur für die Arbeit mit den Kindern, sondern auch, um der eigenen Neugierde den gebührenden Raum zu geben. Neugierde als Motor Deshalb hat die Höhere Fachschule für Kindererzie- hung hfk Zug einenWorkshop an den Anfang der Aus- bildung gestellt, der den Studierenden in ganz unter- schiedlichen Ateliers die Möglichkeit gibt, genau dies zu tun. ImWorkshop werden sie herausgefordert, die Welt aus verschiedenen Perspektiven undmit all ihren Sinnen wahrzunehmen und sich auf ungewöhnliche Ideen einzulassen. Dabei werden sie selbst Teil von Kunstwerken im öffentlichen Raum, formulieren Fra- gen, auf die es keine Antworten gibt, entwickeln Ge- schichten und erzählen sie mit eigenen Mitteln und Formen. Sie halten Gerüche und Geräusche in einem Bild fest oder versuchen, mit einer Kamera auf Kinder- augenhöhe eine andere Sicht zu gewinnen. DerWorkshop ist gleichzeitig der Start in die Entwick- lung eines pädagogischen Verständnisses, welches die Neugierde der Kinder als zentralen Motor der Ent- wicklung ansieht. Diesem Verständnis begegnen die Studierenden während der gesamten Ausbildung im- mer wieder – in Form von fachlichen Grundlagen, bei der Reflexion der eigenen praktischen Erfahrungen oder inweiterenWorkshops. DerWorkshop ist erst ein Anfang, aber er setzt genau dort an, wo auch das Ler- nen der Kinder beginnt: beim Erleben und dem Verar- beiten der eigenen Erfahrungen. Jeannette Paul und Thomas Jaun Höhere Fachschule für Kindererziehung hfk Zug Eine forschende Haltung entwickeln Erziehende begleiten Kinder darin, die Welt zu entdecken. Das bedingt, dass sie auch der eigenen Neugierde Raum geben. Ein Workshop an der hfk Zug verfolgt genau dieses Ziel.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQzMjY=