Gazette Dezember 2019 | CURAVIVA Bildung
14 | Bildung gazette | Dezember 2019 Zeitpunkt hatte sie als Geschäftsstellenleiterin bereits einige Hürden überwunden und «aus einem beschei- denen und rücksichtsvollen Verein eine weit vernetz- te Organisationmit qualitativen Richtlinien gemacht». Sie war mehr als bereit, nun auf den staatlich ange- triebenen Zug aufzuspringen. Relevanz früh erkannt Die Wichtigkeit, Mitarbeiterinnen im Kleinkinder bereich fachlich aufzuwerten und ihnen damit eine professionelle Identität zu geben, hat die wissensdurs- tige Soziologin früh verstanden. «Während meines Studiums Ende der 60er-Jahre kam die kompensato- rische Erziehung auf; im gleichen Zug zeigten For- schungen, dass spezielle frühkindliche Bildung durch- aus grosses Potenzial hat», erklärt sie. Es brauchte Geduld, bis diese Zusammenhänge breite Zustim- mung fanden. Geduld ist nicht unbedingt die Eigen- schaft, dieman Grob als Erstes zuschreibenwürde. Ein forsches Tempo liegt ihr eher, wie die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen. Als 1991 die verbandseigene Ausbil- dungsstätte für Kleinkindererzieherinnen unabhän- gig wurde, erarbeitete sie sofort Ausbildungsrichtlini- en. «Die Schaffung einer adäquaten Ausbildung war für die Professionalisierung des frühkindlichen Berei- ches die logische Folge», so die Fachfrau. Qualitativ hochwertige Kinderkrippen würden gut ausgebilde- tes Personal erfordern. Die Wegbereiterin der frühen Pädagogik bleibt am Ball Ulla Grob-Menges hat als Geschäftsstellenleiterin der Kinder tagesstätten Schweiz in ihrer Laufbahn Meilensteine in der Professionalisierung des Bereichs der frühen Kindheit gesetzt. Dafür brauchte sie hin und wieder ihre Ellenbogen. Eine aktuelle Tageszeitung liegt auf dem Tisch, das Handy griffbereit daneben. Bücher dominieren die Einrichtung des kleinen Wohn- und Esszimmers der 74-jährigen Ulla Grob-Menges. In der Wohnung im Stadtzürcher Kreis 1 gibt es manche Farbtupfer, einige davon sind gesammelte Nilpferde. «Sobald die Leute von einer Vorliebewissen,wirdman damit beschenkt», erklärt Grob und lacht herzhaft. Geschenkt wurde ihr in ihrer beruflichen Laufbahn hingegenwenig. In ihrer Karriere hat sie die Leitung der Geschäftsstelle des Schweizer Krippenverbandes ammeisten geprägt. Die Professionalisierung eines Berufsstandes voranzutrei- ben, dem es zuvor an Anerkennung gefehlt hat, ver- langte immer wieder ein hohes Mass an Durchset- zungsvermögen. Interesse amWeltgeschehen Noch heute verfolgt sie die Weiterentwicklung der Geschäftsstelle und das Geschehen rund um den frühkindlichen Bereich mit wachem Blick. Nicht im- mer hätte sie dieselben Prioritäten gesetzt wie ihre Nachfolge. «Damit muss man umgehen können», sagt sie dazu. Langweilig wird es der studierten Sozio- login auch so nicht: Das Klima, die Weltpolitik, der Frauenstreiktag und wie er sich auswirken könnte; Grobs Interesse an der Welt ist ungebrochen. Nicht umsonst liessen sie und ihr Mann, Karl Grob, sich in ihrem Arbeitsleben täglich von den Sechs-Uhr-Nach- richten wecken. Die Morgennachrichten waren es auch, die sie im Ok- tober 2000 im Bett aufspringen liessen: Der Schwei- zerische Arbeitgeberverband forderte in der mit der Pro Familia erarbeiteten familienpolitischen Platt- form mehr Betreuungsplätze. «Mir war klar, dass das ein Durchbruch und einemassgebende Entscheidung für die gesamte weitere Entwicklung der professio- nellen Kinderbetreuungwar», erzählt Grob. Zu diesem «Qualitativ hochwertige Krippen er- fordern gut ausgebildetes Personal.»
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